Hildegard von Bingen

#1 von Biggi , 13.07.2010 11:43

Wer war Hildegad von Bingen?


Die heilige Hildegard von Bingen war eine große Frau des Mittelalters, ein helles Gestirn am Himmel abendländischer Geistesgeschichte. Der helle Glanz der ihr Leben überstrahlte, stammt von ihrem Charisma, das man kurz als die Gabe der Schau bezeichnen könnte.
Hildegard wurde 1098 in Bermersheim bei Alzey in Rheinhessen geboren. Sie war das letzte von zehn Kindern. Und da im Mittelalter der Zehnte, d. h. Abgabe des zehnten Teils, eine Rolle spielte, wurde Hildegard von ihren Eltern sozusagen als Zehent dem lieben Gott übergeben. Hildegards Vater Hildebert entstammte dem edelfreien Geschlecht der Bermersheimer. Er war Ministeriale und Landesgutsverwalter des hochstiftes Speyer. Von Hildegards Brüdern wurde Hugo Domkantor in Mainz, Roricus Kanonikus in Tholey an der Saar und ihren vier Schwestern wurde Clementina Nonne in Hildegards Kloster.
Im Alter von acht Jahren wurde sie einer Klausnerin zur Ausbildung übergeben, der Gräfin Jutta von Sponheim, die auf dem Disibodenberg einige Schülerinnen im Lesen und Schreiben, im Singen der Psalmen, in Handarbeit und Musik unterrichtete. Diese Klause der Gräfin entwickelte sich zu einem Benediktinerinnenkloster, und nach dem Tod der Meisterin im Jahre 1136 wurde Hildegard einstimmig zur Äbtissin gewählt. Elf Jahre später wurde das Kloster auf den Rupertsberg bei Bingen verlegt.

Zusätzliche Infos finden Sie unter http://www.HildegardvonBingen.info











Schon im Kindesalter machte sich bei Hildegard die Gabe der Schau bemerkbar, bis sie mit fünfzehn Jahren plötzlich und mit Schrecken feststellen musste, dass nicht alle dieses scheinbar selbstverständliche Charisma besaßen. In ihrer Autobiografie bemerkt sie: "Bei meiner ersten Gestaltung, als Gott mich im Schoß meiner Mutter durch den Hauch des Lebens erweckte, prägte er dieses Schauen meiner Seele ein."
Diese Gabe der Schau entwickelte sich bald zu einem visionären Zustand, der jedoch keine ekstatischen Züge annahm, empfing sie doch ihre Schauungen im wachen Zustand. Als Wibert von Gembloux Hildegard um eine ausführliche Beschreibung ihres Charismas bat, gab die siebenundsiebzigjährige Seherin vom Rhein dem Mönch folgende Antwort: "Ich sehe diese Dinge nicht mit den äußeren Augen und höre sie nicht mit den äußeren Ohren, ich sehe sie vielmehr einzig in meiner Seele, mit offenen leiblichen Augen, so dass ich niemals die Bewusstlosigkeit einer Ekstase erleide, sondern wachend schaue ich dies bei Tag und Nacht. Das Licht das ich schaue ist nicht an den Raum gebunden. Es ist viel, viel lichter als eine Wolke, die die in sich trägt. Weder Höhe noch Länge noch Breite vermag ich an ihm zu erkennen. Es wird mir als der Schatten des lebendigen Lichtes bezeichnet. In diesem Lichte sehe ich zuweilen, aber nicht oft ein anderes Licht, das mir das lebendige Licht genannt wird. Wann und wie ich es schaue, kann ich nicht sagen. Aber solange ich es schaue, ist alle Traurigkeit und alle Angst von mir genommen, so dass ich mich wie ein einfaches junges Mädchen fühle und nicht wie eine alte Frau."

Ein plötzliches Ereignis der Übernatur gab ihrem völlig abgeschiedenen Dasein einen neuen Stellenwert. Wie ein Blitz vom Himmel brach Gott in ihr Leben ein. Sie beschreibt dieses mystische Erlebnis wie folgt: "Im Jahre 1141, als ich zweiundvierzig Jahre und sieben Monate alt war, kam ein feuriges Licht mit Blitzesleuchten vom offenen Himmel nieder. Es durchströmte mein Hirn und durchglühte mir Herz und Brust gleich einer Flamme, die jedoch nicht brannte, sondern wärmte wie die den Gegenstand, über den sie ihre Strahlen ausgießt. Nun war mir plötzlich der Sinn der Schriften erschlossen, der Psalmen, des Evangeliums und der übrigen Bücher des Alten und Neuen Bundes."
Die Seherin sollte zur Prophetin werden und sie erhielt von Gott einen konkreten Auftrag: "Schreibe, was du siehst und hörst! Tue kund die Wunder, die du erfahren! Schreibe sie auf und sprich!" Hildegard erschrack zutiefst und wollte sich scheu zurückhalten; sie hatte nicht die harte Natur eines Johannes des Täufers. Gott zwang sie aufs Krankenlager: sie war wie gelähmt. Und erst als sie anfing zu , wurde sie wieder gesund. Nun erkannte sie Gottes Willen und schrieb in den folgenden zehn Jahren ihr erstes Werk . In einer gewaltigen Schau werden die Dimensionen und Hintergründe der Schöpfung und der Erlösung aufgerollt.

Nun trat ein Ereignis ein, das Hildegard ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stellte: Vom 30. November 1147 bis zum 13. Februar 1148 fand in Trier eine Synode statt, an welcher Papst Eugen III. vor versammelten Kardinälen, Bischöfen und Theologen persönlich, aus , dem Buch von Hildegard, vorlas, nachdem er durch eine Kommission die Sehergabe Hildegards hatte prüfen lassen. Der Papst bestätigte die Sehergabe und damit hatte Hildegard die kirchliche Anerkennung gefunden und mit einem Schlag war sie im ganzen Abendland berühmt.
Nun entstanden auf dem Rupertsberg unvergängliche Werke: eine Art Lebenskunde, in dem die Vergeltung der guten und der bösen Werke beschrieben wird. Dann entstand eine Art Theologie des Kosmos. Dazwischen lagen ihre Dichtungen und Gesänge, Mysterienspiele und Heiligenlegenden sowie ihre naturwissenschaftlichen und medizinischen Schriften, welche nicht nur von kultur- und literaturgeschichtlichem Wert sind. Das Hildegards Schriften erst jetzt wieder an Aktualität gewinnen, darf als Zeichen gesehen werden, dass die Zeit reif dafür ist. Zuviele Fehlentwicklungen und Irrwege bezeichnen die momentane Gesellschaft. Wir dürfen uns glücklich schätzen, darauf mit eine Anwort zu haben.

http://www.hildegardvonbingen.at/biografie.php

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